Der Rheingau gehört sicher zu den schönsten Flecken unserer Republik und folgerichtig sind regelrechte Besucherscharen hier unterwegs die auch immer wieder ihre Wege in die Gutsschänken und Straußwirtschaften finden, wo sie sich mitunter völlig unvorbereitet mit dem hiesigen Dialekt konfrontiert sehen.
Was die einheimische freundliche Bedienung von sich gibt, ist ein Rätsel, es folgt hilfloses, verzweifeltes Suchen nach Wörterbüchern - der Besucher wähnt sich bei "Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht" und das Unheil nimmt spätestens dann seinen Lauf, wenn man ein frisch gezapftes Pils ordert.
Um Ihnen, geneigter Leser, dies zu ersparen, hier ein kleiner Ausschnitt dessen, was im Rheingau unter Sprache verstanden wird.
A | |
Äbbelränzjer | Blätterteigstückchen mit Äpfeln und Rosinen gefüllt. |
abbene | Knöpp sind abgerissene Knöpfe. Steht für alles, was nicht mehr dran ist: "abbene Haar", "abbene Arm", usw. Ähnlich ergeht es dem Wort "zu": "zuen Fenster", "zuen Hausdür"...und dem Wort "durch": "dorschene Handkäs" |
allerittlang | ständig, immer wieder |
allmiddenanner | alle zusammen |
Ängstschisser | Angsthase |
Ank | Genick "Ich haan der in die Ank!" |
Anschleeh oder Ooschleeh | (nasal gesprochen) meist das geizige Familieienoberhaupt zu seiner besseren Hälfte: "Was host dann Du jetzt schon widder for Ooschleeh!?" womit die meistens kostspieligen Wünsche der Gattin gemeint sind... |
arich o. aasch | sehr oft gebraucht, steht für arg |
B | |
Bach | das selbe wie im Hochdeutschen. Nur ist hier der Artikel ein anderer: Die Bach. |
Bluns | frische Blutwurst ohne Grieben. |
Bobbesje | oder auch "Bollerlchelche". ein liebevoller Ausdruck für einen Babypopo. |
Bollesje | gemütliches Gemeindegefängnis, heute auch Erlebnisgastronomie in Rüdesheim. |
bolzestrack | kerzengerade, aufrechtstehend aber auch betrunken!! |
Borsch | der: Bursche, Mann. "Borschnarrisch" heißt mannstoll. |
Bosse | weiter Begriff. "Mach me kaa Bosse" ist eine Warnung, keine Dummheiten zu machen |
Brabbes | Schlamm, Dreck |
Bredullje | "In de Bredullje" heißt in Verlegenheit sein. |
Brummdopch | Brummkreisel |
D | |
Dabbes | Schusseliger Mensch |
dachdele | verhauen oder ohrfeigen |
dabsche | tappen |
Derrlämmer | So nennt man mitleidig eine dünne Mannsperson |
dischbediern | jmd. etwas aufschwätzen oder auch diskutieren |
Dollbohrer | der: ein absonderlicher Zeitgenosse, der, gleichsam aller Vernunft, das Gewinde noch weiter bohrt, wenn die Schraube längst "doll", d.h. überdreht, ist. Kurz gesagt: Der spinnt! |
Dormel | der: Wen man "Du Dormel" nennt, der muß schon ein ganz verschlafenes Individuum sein und sich dumm anstellen! |
dotze | kann mit "federnd aufschlagen" übersetzt werden, wobei "Loß dotze" soviel wie "Laß es gut sein" oder " Vergißes" bedeutet. |
Drutschel | du dumm! Diese wenig anziehende Dame hat etwas mit der "Dunsel" zu tun und stand früher für ein altjüngferliches Wesen, auch Betschwester. Heute wird es einfach nur als weibliches Schimpfwort benutzt. |
Dubbeh | das, von dem franz. Toupé. "Ich haan der paar uffs Dubbeh". Klar, oder? |
E | |
ebbes | heißt, wörtlich übersetzt, etwas. |
eebsch | 1. Gemütszustand "sei nit so eebsch" unleidlich, 2. "Die eebsch Seit" sind die Linksrheiner |
embern | "sich embern" sich äußern |
enuffzu's | nach oben |
erunner / enunner | nach unten |
"ere" | jetzt wirds schwierig: ist höchstens mit "welche" zu übersetzen. Beispiel: Ein Bub möchte Maikäfer haben. Es sagt ihm ein anderer: "Do unne seinere die hunnere" Nämlich besagt Maikäfer! |
F | |
Fäng' | Prügel. "Du kriehst Dei Fäng!" |
fernvoll | ist der herrlichste Weinausdruck, den es gibt, und bedeutet, noch vom gestrigen Tage her soviel Alkoholvorrat im Blut zu haben, daß es nur noch einiger "Werfcher"bedarf, um schnell wieder im "Zustand der seligmachenden Gnade" zu sein.... |
Fratze-Kreemer | der: Einer, der gerne "Bosse macht". Weitere bekannte Krämer: "Dutte-Kreemer" (Inhaber eines Kramladens), "Umstands-Kreemer" und "Piddel-Kreemer". |
fuddele | planlos herumwursteln. |
G | |
gaabern | tun kleine Kinder die beim Zahnen Speichel laufen lassen. Da hilft das "Gaaber-Lätzje" oder "Schlabberlätzje". |
gaalern | (das heißt schnattern) tun angblich die Gänse, wenn es Regen gibt. Dieses Gaalern wird auch auf das "Gickeln" (Lachen) von Mädchen angewandt. |
Gaaß | die, Ziege. |
Gemark | die: Die Feld- und Weinbergsgemarkung im weitesten Sinne. "Des Kind hot die ganz Gemark sammegekrische", d.h. alle haben es gehört. |
geracktevoll | oder gerabbeltvoll = gerüttelt voll. Da in der Mundart rütteln mit "rabbele" übersetzt wird, ist die Erklärung naheliegend. Bei Gefäßen mit flüssigem Inhalt sagt man "gestriche voll". |
Gewalt, klaa | die: ein kleines, weibliches Wesen, das alle "in de Gewalt" hat. |
Gezassel | das: Bedeutet etwas, was dünngesät, auch schütter ist. (zasselich). auch eine zerfahrene Person kann "en Zassel" sein. |
Gichtern | die: Hat weniger mit Gicht zu tun undwar früher mehr für Krämpfe der Kinder angewandt. Erwachsene klagen öfter, dasß sie vor Ungeduld "die Gichtern" kriegen. Steigerung: die "Gaasegichtern" |
goldich Oos! | (Fortsetzung: "mit Worschtfettlocke".) Eine Kosename, der nicht unerwähnt bleiben darf! |
Goot | die: Taufpatin. |
grammel | "mer nit so die Ohrn voll" Grammele und das "Grammeldippe" (die Heulsuse) kommen aus dem Französischen, und zwar von grommeler = jammern. |
Grotze | der: ist das Kerngehäuse von Äpfeln und Birnen. Da der Apfel angeblichAdam im Halse stecken blieb, nennt man den Adamsapfel in der Mundart "Adamsgrotze". Daher wohl auch der nicht sehr schöne Ausdruck: "Ich drehn der de Grotze um!" (Die Gurgel) |
Gutsjer | oder "Guts": Was wäre Weihnachten ohne Weinachts-Guts? Im Struwwelpeter heißt es bei den braven Kindern: "Bringt es ihnen Guts genug und ein schönes Bilderbuch".... Im Krankheitsfall auch "Hustegutsje" |
H | |
Hackesjer | Die Milchzähne der Kinder. |
Hanack | der: Ob bei der Bildung dieses Wortes die alte Burg Haneck im Wispergebiet eine Rolle spielte? Wir müssen manche Fragezeichen setzen, und unsere Kombinationslust manchmal bezähmen... |
Hannebambel | der: ist ein läppischer Mensch, der alles mit sich machen und alles "hänke un bambele" läßt. (auch als Schimpfwort: "Du aal Bambelschnuut") |
habbe | haben. Es lohnt sich, zum Spaß einmal die vielfältigen Formen dieses Zeitworts, die in der Mundart vorkommen, in etwas zu konjugieren: Eich habb, do hostes, do hodder, do hunmersch, do haddersch, do henses, do härr eich, do hästes, do hätt ar, do hääremersch, do häddersch gehett, do hunses gehott. |
Hebbesje | das: ursprgl. das Geislein, die früher so beliebte Kuh des kleinen Mannes. Hochdeutsch "die Ziege". Heute auch Kosewort für kleine oder schmächtige Mitmenschen oder Babys ("was en Hebbesje"). |
Heckebock | der: die Zecke |
Heckewert | der: die Straußwirtschaft |
Hemm | die: die einfache drehbare Handbremse bei Fuhrwagen, auch "Hemmenik" genannt. "Dreh die Hemm zu" sagt man auch, wenn einer dummes Zeug schwätzt. |
Hengenges | bedeutet soviel wie Heckmeck machen. Ebbes daher menge. Ermahnung einer besorgten Mutter auf dem Spielplatz: Du Dreckmensch, meng nit so im Schlambes! |
Herbstmuck | die: wörtlich "Herbstmutterschwein", hier handelt es sich fast um den letzten Rheingauer Herbstschlußbrauch. Früher die schönste Winzerin, bekränzt und auf dem letzten Faß sitzend, im Triumph auf den Hof zufahrend. Mit einem Schwein hat die Sache nichts zu tun. Das Mädchen sollte wie der Brauch es will, möglichst etwas "muckelich", d.h. handfest sein. Heute: Der Hannebambel, der bei der Weinlese die allerletzte Traube erntet. |
Herzbennel | sind Organe, die es nur in der heimatsprachlichen Anatomie gibt. "Ich habbe mer de Herzbennel abgerennt". Ist es einem herzbennelich (schwach), ist es Zeit für einen Schluck Wein. |
hickele | auf einem Fuß herumhüpfen, aber nach Bedarf auch hinken. Beim Hickelspiel, hickeln die Kinder nach bestimmten Regeln durch Kreidequadrate, die auf der Straße aufgezeichnet sind. (Hickelhäusjer) |
hinnerschdeverderscht | eine lustige Lautmalerei, die schon in dieser Verdrehung zum Ausdruck bringt, daß alles wirklich verdreht ist. Auch bekannt als "unnerschdeverderscht". |
I | |
ickele | das Hauptwort ist Ge-ickel. Sich gegenseitg necken. |
indellern | eine Delle in etwas hineindrücken. |
ibberzwerch | heißt quer oder schräg. |
J | |
Jaab | Jakob. Jupp oder Hobbesje kommt von Josef, Schambes von Jean-Baptiste. |
juckele | unruhig auf dem Stuhl hin und her wackeln. Rumjuckele: Beständig draußen herumfahren... oder so.... ihr wißt schon. |
Juddeferz | die ganz kleinen Silvesterkracher. |
Juddeknöchelche | das: Warum dieses kleine Knöchlein am Ellenbogen diesen Namen hat, ist unerfindlich. |
K | |
kabbele | sich streiten. Häufig für streitende Geschwister. Ist der Streit nicht ernst gemeint ickele se sich. |
Kaff | das: Ein jämmerlicher Ort, Steigerung noch möglich: Kuhkaff. |
Kappes | eigentlich Kraut, Kohl. Als Schimpfwort "Kappeskopp". Steht in der Regel für Unsinn.In Eltville feiert man die Kappeskerb. |
Kaut | die: Vertiefung bzw. Grube. Ältere, einheimische Aulhauser sagen heute zur Hauptstraße immer noch Sandkaut! Puddelkaut ist die Jauchegrube. |
Köbbert | der: Kopfsprung |
Kennel | der: Dachrinne |
kippe | tut man mit Ostereiern, indem man mit Spitze und stumpfer Seite die Festigkeit der Schale ausprobiert. Das unverletzte Ei gewinnt. |
kleppern | mit einer Holzklappe klappern. In Mainz gibt es die Kleppergard, am Karfreitag wird gekleppert anstatt geschellt und dann gibt es noch das geklepperte Ei, das mit Rotwein eine beliebte Stärkung ist. |
klickern | ein von Kindern sehr ernst genommenes Murmelspiel. Spitzklicker: kommt von der Spitzen-Clique, ist aber ein unbeliebter Egoist, wird heute aber häufig auch kosend zu Spitzbuben (Enkeln!) gesagt. |
Kloobe | unhöflicher Mensch. |
kloppe | prahlen, aufschneiden. (Sprüch kloppe). |
knaatsche | ist Lautmalerei. Ein Knaatsch ist ein verwöhntes, verknaatschtes Kind, das alles mit seinem Geknaatsche erreicht. Der Knaatsch ist der Streit. |
Kneibsche | kleines Küchenmesser, englisch "knife", schwedisch "knippen". |
knibbele | etwas zusammen- oder auseinanderknoten. Ein Knoten ist ein Knibbel. |
knoddele | mühsam etwas anfertigen, was doch in etwa gepfuscht ist. Für meine Mutter bin ich heute noch en Knoddel. |
knoddern | vor sich hin schimpfen. Eine mißgelaunte, schimpfende Frau ist "en alt Knodderdippe". |
Knoorz | ist das, was beim Knoddele oder knoorze herauskommt. |
Köbbert | der: Kopfsprung |
korzhimmelheilichklaa | kaputter geht es schon gar nicht mehr. |
Krabbelche | kleine Trittleiter. |
Krebbele | sind die Wahrzeichen der Fassenacht. Hefekrapfen, in Fett schwimmend gebacken und in Zucker und Zimt "gewanselt". |
Krembelaasch | Mag, dem Sinn nach, eine Zusammenfassung von Krembel und dem französischen Carambolage sein. |
Krieh die Kränk | keine böse Verwünschung, sondern nur eine Lautmalerei, die sich gut fluchen läßt. |
Krott | die: Kröte. Auch als Kosewort "goldich Krott", "klaa Krott". "Krottegiegser" sind böse Buben, die Frösche quälen. |
Krufter | der: in Rüdesheim ist heute noch "Du Krufter" als Schimpfwort üblich. Der Ausdruck geht auf das uralte Gelübde einer Ortschaft in der Eifel, Kruft, zurück, die eine Wallfahrt nach Nothgottes gelobt hatte, und heute noch ausführt. Diese Krufter mögen damals ungeschliffene Bauern gewesen sein. |
Krumbel | die: Drückfalte in Kleidung, aber "der Krumbel": hat man mit jemandem Krumbel, hat man Streit und Ärger. |
Kummer | auch hier gibt es der und die. Uns interessiert "die Kummer": die Gurke. |
L | |
Labbes | der: ein Weichei ohne Disziplin. |
Lackwersch | ist Quetscheschmeer, sprich Pflaumenmus. |
läpsch | läppich, ungewürzt. Reizlos, zu wenig gesalzen. |
läppern | auch letsche. Wasser verschütten. Des läppert sich zusamme heißt etwa soviel wie viele Kleinigkeiten ergeben ein Großes. |
Lahmetreter | nennt man lahme, faule Zeitgenossen, früher waren es die Lehmtreter, die mit den Füßen das Material für die Ziegel kneteten. |
lamendiern | Mit großer Geste klagen. |
lange | universeel einsetzbar: Lang mer mol de Löffel, sonst lang ich dir oa, das de nit waaßt wo's lang geht. Außerdem langts nit hinne un nit vorne. |
lehne | lehne bringt Träne, sagt man und greift unter Umgehung des Hochdeutschen "leihen" direkt auf das altdeutsche Wort "Lehen" zurück. |
libbern | liefern. Soviel wie etwas kapuut machen. Hostes gelibbert? Hat auf keinen Fall etwas mit anliefern zu tun! |
Links-Tootsch | Linkshänder, linkische Menschen haben zwei linkse Fieß. |
Lins emol um die Eck | Linse: Schief um die Ecke gucken. |
Lisbeth | Kosename für die Rheingasuer Sonne. |
Lumbe | der: Diese Kategorie der Lappen unterscheidet sich nach ihrer Bestimmung in Butzlumbe, Uffziehlumbe, Spüllumbe. Die unterste Klassen von Menschen wird Lumbezoores tituliert. Lumbemensch kann ein Kosewort für ein kleines Kind aber auch ein böses weibliches Schimpwort sein. |
M | |
Mach | Mach nur! oder Mach Sache! oder kurz Mach! Ein Ausruf des Erstaunens. Er macht de Lakai oder de Gunkel (Diener). Ebbes in die Reih mache heißt, etwas in Ordnung bringen. Er macht nit mehr lang heißt, daß es mit ihm zu Ende geht. Zu guter Letzt: Mach's gut! |
Mauldabezierer | Ein Wein, von dem man "e ganz Maulvoll hat", ein hohes Lob. Andere bekannte Weine: Der "Hut-ab"-Wein, der "Den-kann-mer-drinke-wenn-die-Fraa-im-Kindbett-leiht"-W ein und der "Do-derf-kaa-unrecht-Schnut-draa"-Wein. |
Mäuskniddel | der: Ein sehr kleines Mäuseexkrement, dass in folgendem Ausdruck gebräuchlich ist: "Du uffgestellter Mäuskniddel" für einen für einen Gernegroß. |
Mensch | das, Mehrzahl: die Menscher. Hall emol solang mei Tanzmensch bis ich widderkomme, ist keine abartige Bitte unter Freunden. Kräftige Weibsbilder nennt man anerkennend Staatsmenscher. |
Micke | Mücken. Sind die Hochdeutschen "Fliegen". Es gibt außerdem den "Mickedormel", "Mickeschiss" und den Ausdruck "lästig wie'n Aabee-Mick". |
motze | eine schelchte Angewohnheit und heißt: übelnehmen, trotzen. Einem Motzkopp sei folgender Vers gewidmet: Zieh kaa Brutsch un duh nit motze, is was futsch dann loß es dotze! |
Mickeblatsch | die: Fliegenklatsche. |
muffele | mit vollen Backen kauen. |
N | |
nemmoh | Dieses Rüdesheimer Wort hört sich fremdartig an, ist aber nach Rheingauer Art nur konzentriert ausgedrückt. In diesem einen Wörtchen drückst sich ein ganzer Satz aus. "Nemme se mol oa, he!" |
nockele | mit dem Kopf nicken. "ingenockelt" heißt eingeschlafen. |
Nunne-Ferz | Eine sehr beliebte Art von Hefeklößen, die in der Pfanne gebacken werden. |
nunsele | der Zustand des Halbwachens und des Halbschlafens. |
O | |
obste | hergehst...? (Ob du?), eine Erziehungsprobe. |
Oos | ist schon unter "goldisch Oos" behandelt. Das Eigenschaftswort ist "oosisch". Es gibt auch "Chin-Oos", wenig vornehm von Schindaas abgeleitet und nicht von Chinese! Ist ein durchtriebenes Rheingauer Weibsstück. |
Orschel | die. (Von Ursula): Ist, im Gegensatz zum Oos eine dumme und exaltierte Person, die sich keiner Beliebtheit erfreut. |
P | |
packe | ist gleichbedeutend mit etwas erreichen. "Hostes gepackt?" |
palaawern | oder "en Palaawer halle" = eine Sache gründlich bereden. |
Pann | Die Bratpfanne. Aber auch die Rinne an der alten Kelter, die zum Sammeln des Mostes bestimmt ist (auch Profittche). "Panne-Stiehlche" nennt man einen noch ungetauften Säugling. |
Parablee | das: Der Regenschirm, während "Anduka" (frz. en tout cas = für jeden Fall) ein kombinierter Sonnen- und Regenschirm ist. Heute holt man diese Requisiten der guten alten Zeit nebst "Fransemantillche" und "Kabotthut" nur noch an Rosenmontag aus der "Sonndachskist" |
Penunse | Geldmittel, vermutlich aus der Ganovensprache übernommen. |
Persching | nein, nicht die Rakete, sondern ein Pfirsich. |
piddele | piddelische Menschen machen gerne Kniffliges. Unser Sohn piddelt gerne an verschorften Wunden rum. |
Pips | der: ist eine Hühnerseuche. Fühlt sich jemand nicht wohl sagt man: Hoste de Pips? |
pischbern | flüstern, mit einem gemütlichen Beiton von Geheimnistuerei."Seit's Pischbern uffkomme is, versteht mer die Leut nit mehr!" |
Pitsche | Pfütze, aber auch einen trinken gehen "Heut gehmer oaner pitsche." |
Pläsirmichel | ist das, was man heute unter einem Playboy versteht. |
Platsch | die: Aus Pappdeckel gefaltete Narrenpritsche. Aber auch "Mickeplatsch zum Doothaan vun dene Scheiss-Micke!" |
Plaster-Staa | (Schdaa - nasal gesprochen), Pflasterstein(e) |
Platt | die: Wird angeführt wegen des Ausdrucks "die Platt butze" = "verschwinden" oder "alles aufessen" |
Pluns | weiche Blutwurst ohne Grieben und Darm. Aber auch als Schimpfwort: "Dumm Pluns" |
Pood | die: Pfote oder auch die Hand. |
Portschees'je | spielten die Kinder, indem sie zwei Hände ineinander verflochten und das dritte Kind darauf setzten. (von "porte-chaise" = die Sänfte). "Komm unner kei Portschees!" ist eine überflüssige Mahnung, so wie "Fall in kein Briefkaste!" |
Präses | Aulhauser Sitzungspräsident. Un nur der! |
Preambel | die: "Mach so koa Preambel", d.h. eine umständliche Einleitung zu etwas Selbstverständlichem. |
Piffche | In Rüdesheim und Umgebung ein Zehntel-Literglas. |
pokaadern | nörgeln. |
Puddelpump | die: kann eine Jauchepumpe sein, aber auch eine ähnlich geformte Tabakspfeife. Neuerdings auch ein heftiger Trinker. "Der zieht wie en Puddelpump!" |
Prutsch | die: "Zieh kei Prutsch!" heißt "Mach keinen Schmollmund!" |
Q | |
Quadratlaatsche | große Schuhe, auch "Quande". |
Quellkardoffele | sind identisch mit hochdeutschen Pellkartoffeln. Diese rühren von "Pelle" = Schale her. Unsere "Quellmänner" aber werden "gequellt", d. h. im Dampf gar gesotten. |
Quetschekuche | der: was wäre eine Rheingauer Kerb ohne dieses Symbol? Beim Zählen sagt man merkwürdigerweise "einmal Quetsche, zweimal Quetsche, usw. |
R | |
Rachebutzer | der: ein so saurer Wein, dass er alles Schädliche mit hinunter spült. |
rack | haut es einen um dem es zu klotzig kommt. "Rack, hotter do geleeje." Das Wörtchen mag von "stracks" = der Länge nach, kommen. |
ratze | schlafen, aber "verratzt" = verschlissen, verlottert |
ratzebutz | aufessen, heißt etwas suber vertilgen. |
Ranke | der: "En Ranke Brot" = ein großes Stück Brot. |
Ranze | der: Außer der Bedeutung "Schulranzen" noch als "Bauch" gebräuchlich. |
Rech | der: eine leicht abfallende Halde oder Böschung. |
Reche | der: soviel wie "Harke". Rechele demgemäß auch "harken". "Derr wie'n Reche" ist schon sehr mager. |
Redurkutsche | fahr'n nur Freidaachs. Diese Retourkutschen sind vorwitzige Antworten, die eine Anschuldigung zurückgeben. |
Alle Ritt! | heißt soviel wie "dauernd" oder "ständig". "Alle Ritt lang kimmter oageschisse!" |
Ritzerot | intensives Rot. Gehört in die Kategorie der Farben: Gritzegrau, Blitzeblau, Schooßeweiß, Quittegeel, Schuggeschwarz, Graasegriin. |
Ribbelkuche | der: Streuselkuchen, ein unentbehrlicher Festkuchen bei Kerb, Hochzeit und Beerdigung. Von "ribbele", reiben. Auch ein Kosewort für Kinder, die sich vor Müdigkeit die Augen reiben. |
Roll | die: ein vierrädriger Pferdefuhrwagen. Heute geht man "uff die Roll" wenn man einen "pitsche" geht. |
rollse | ist ein so treffsicherer Ausdruck, dass man ihn mit einem Wort gar nicht übersetzen kann. Er bedeutet ungefähr "sich beim Spielen balgen und dabei hin- und her rollen". Eine "Bube-Rollz" ist ein noch sehr junges Mädchen, das lieber mit Buben als mit Mädchen spielt und deshalb verspottet wird. |
Römischkehl | Mangold. Kohlarten bezeichnet man allgemein mit "Kehl". |
Rootes | das: Rathaus. Auf dem Dorf geht man "uffs Rootes", nicht in das selbe, oder "uff die Gemaa" (nasal), und will ein Stadtbewohner zur Stadtverwaltung, dann geht er "uff die Stadt". |
roppe | rupfen, unsanft reissen. |
Roppdievuhl | der: (zerrupfter Vogel) nennt man ein unordentliches Mädchen und einen Vogel, der in der Mauser ist. |
Rosebrockele | Rosenkohl, der in alten Kochbüchern manchmal als Brokkoli bezeichnet wird. |
Rootche | nennt man liebevoll ein rothaariges Mädchen. |
S | |
Sach | Grundbesitz oft wir auch ein Mädchen "wege seim Sach" geheiratet. "Mach Sache" ist ein Ausruf der Verwunderung. |
Seideibel | der: bezeichnet ein Schwein in Menschengestalt. |
Schaff | die: ist die Arbeit schlechthin. "Was hat mer se Schaff!" "Ich schaff mich hoam" heißt soviel wie "Ich mache mich auf den Heimweg". |
Schees | die: (frz. la chaise - die Kutsche) Kombinationen sind: Kinnerschees, Boppescheesje, Scheesegäulche, Scheeseweechelche. |
schenne | schimpfen. Schimpfen zwei Leute aufeinander los, dann "beschenne se sich". "Schenne" wird auch häufig für "nennen" im abfälligen Sinn gebraucht. "Er schennt sich Dokter" oder "Ich losse mich doch vun Dir nit dumm schenne!" |
schepp | schief |
Schlaah | (offen), die: ein schwerer Vorschlaghammer den die Küfer benutzen. |
Schlabbe | sind Pantoffeln, und zwar ziemlich ausgetretene Latschen. "En Schlabb" oder "Schlabbetraddel" ist eine unordentliche Frau (auch Schluri) |
schlabber nit! | ist eine Aufforderung, beim Essen nichts zu verschütten. |
Schlambes | auch Brambes oder Brabbes. |
Schlich | die: immer Mehrzahl. Heimlichkeit."Ich komm' Dir hinner die Schlich." |
Schlickser | Schluckauf |
Schlumbel | die: "schlumbelisch" ist soviel wie "schlampig". "Klaa Schlumbel" hingegen ist ein zärtlicher Kosename für ein Wiegenkind. |
die Häufung von Schimpfwörtern für unordentliche Frauen ist schon bedenklich... | |
Schmierlabbes | der: Weiterentwicklung des an sich unsympatischen "Labbes", ein äußerlich und innerlich schmieriger Mensch. |
schnuggele | gern Süssigkeiten essen. |
Schnedderedeng | die: eine lautstarke Schwatzbase |
Schnooke | auch Rhoischnooke. Im allgemeinen ist der Rheingauer immun gegen ihre Angriffe. |
schnuffele | die Nase hochziehen. |
Schnutedunker | wollen sich zum Beispiel bei Weinversteigerungen gratis die "Schnut dunke". Man ist beleidigt, wenn man "die Schnut henke lisst" und die "Bambelschnut" wird von schmollenden Rheingauern getragen. |
schoggele | schaukeln, z. Bsp. auf einem "Schoggelgailche" (Schaukelpferd) |
schrumbelich | faltig,krumplig |
Schutt | der: ein plötzlicher Regenguss. "Es schütt" heißt, dass es stark regnet. |
Schwelles | der: ist der "Wersching, Schwellkopp" oder auch "Deez", also der Kopf. |
Schwoobche | das: die Aubesserungskelle der "Dincher" (Tüncher). |
Simbel | der: wieder eines der beliebten Schimfworte aus der Reihe "Dabbes, Dormel, Hannebambel" |
simeliern | nein, dieses Wort hat nichts mit "simulieren" zu tun. Hier geht's um "nachdenken" oder "überlegen". |
spachtele | essen |
Speis | wo wir gerade bei den Handwerkern sind: Der "Speis" oder "die Speisbrüh" in der "Speisbütt" ist der Verputz, Beton oder Mörtel mit dem man "schafft". |
sprickelich | oder "gesprickelt". Mit kleinen Punkten übersät. |
Stembel | ist ein Holzklotz an einem Stiel oder ein ziemlich starker Stock oder Stamm. "Des Mensch hot abber en paar Stembel unner sich...!" ist eine Anerkennung für stramme Waden. |
Stickel | der: Der unten angespitzte Pfahl, der haufenweise im Weinberg "stickt". |
Stobbe | der: macht die Flasche zu. |
stoppele | Nachlese halten. Kommt ursprünglich von den Stoppelfelder. Der Stoppelhoppser ist ein kleiner Kerl. |
Storze | der: auch "Knoorze" oder (kleiner) das "Kneerzje" ist ein knorriges Stück Holz. Wer "en Storze in de Hos" hat, hat meist Muffensausen vor etwas oder Angst. |
stracks | der Länge nach, geradeaus, aber auch "sofort" oder "plötzlich". |
Strupp | der: Ein Zugsaum, meist mit Gummizug. Ärmel "hochstrubbe" oder "Übber de Kopp struppe" heißt "ziehen". |
strunse | prahlen, angeben. Die alte Rüdesheimer Himmelfahrtsprozession, die früher meist ein bis zwei Tage dauerte, hieß wegen der Zurschaustellung der wirtschaftlichen Verhältnisse die "Strunz-Prozession". "Mir strunze nit, mir hun!" heißt "Wir geben nicht nur an, wir haben auch etwas!" |
Stütz | die: Eine große Weinkanne. |
T | |
trätschnass | oder auch "batschnass" ist etwas, wenn es vor lauter Nässe tropft. |
Traube-Bergel | die einzelne Traubenbeere. |
Troddewaar | das. Der Bürgersteig. Aus dem französischen "Troittoir" |
Trulla | die: Name für ein hexenhaftes Weibsbild. "Du dumm Trulla" lässt sich prima schimpfen. |
Trumbeet | die: Trompete. Allerdings liegt die Betonung auf der ersten Silbe. |
Trum-Seh | die: Eine Säge die nur für dicke Stämme bestimmt ist. |
U | |
uff | auf. Jemandem etwas "uffdischbediern" bedeutet, ihm etwas einzureden oder mit Gewalt zu verkaufen. |
Uj | (etwas länger gesprochenes "u") ein Ausruf des Entzückens. "Oj" ist drohend gemeint und "Aj" geht in Richtung "Oh weh". |
Umberaasch | oder "Emberaasch", die: "Hall nit so'n Umberaasch" heißt soviel wie "Mach nicht so einen großen Aufwand" |
unsers | Jetzt wird's etwas ausschweifend: |
Mit diesem Wort wird der ausgeprägte Familiensinn des Rheingauers dokumentiert: "Habter Unsers gesehen?" heißt, dass der Sprecher zumindest einen Teil seiner Verwandschaft sucht. Weint ein fremdes Kind, sagt man: "Des konn ruhig flenne, des is jo nit unsers." Es ist nämlich "Eiers" (Euers) oder "Dene Ihrs" (man nickt dabei in Richtung anderer Anwesender). Komplettieren wir die Rheingauer besitzanzeigenden Fürwörter: | |
mein - mir | |
dein - dir | |
dem - ihm | |
unser - uns | |
eier - euch | |
dene - ihnen | |
Man spricht aber nicht von "Mein Vadder", es heißt "Unser Vadder". "Unser habbe gesaat" bedeutet, dass die ganze Familie geschlossen dieser Ansicht ist. | |
"Wem sein Acker issen des?" fragt man im Rheingau, worauf die Antwort für beide Geschlechter "Ei, des is dem seiner" lauten kann. Etwas komplizierter wird es, wenn der Acker dem Fragenden selbst gehört: "Ei, des is doch Ihne Ihrer". | |
Utschebebbes | nannte man die marokkanischen Söldner, die als französische Besatzungssoldaten nach dem ersten Weltkrieg an den Rhein kamen. Es bedeutet "DerBeschnittene". |
uze | necken. Einer, den man "drangekriegt" hat, ist der "Ge-uzte". |
V | |
ver- | diese Vorsilbe wird hier häufiger genutzt als im Hochdeutschen. Hier ein paar Beispiele: |
verbutze (aufessen/ leiden können), verpossemaduckeln (durch allerlei Kunstgriffe verschwinden lassen), verderrn (vertrocknen), verdebbern (zertreten), verdotze (vertun), verebbele (verulken), verjuckse/ verjuckele (mit Vergnügen durchbringen), verklickern (erklären), verkrumbele (zerknittern), verschammeriern (übel zurichten, zerkratzen), verschlabbern (verschütten), verstrigge (ersticken), verzottele (verlieren). | |
Vuhlsknöpp | Vogelskirschen. Plural von "Vuhl" (Vogel) ist "Viehl". Kann aber auch anders gebildet werden: Ein Traubenschütz (in den Weinbergen zuständig für die Bekämpfung der Stare) auf die Frage, wieviel Stare wohl in einem Schwarm fliegen: "No, su Fuhlere dausend." |
W | |
Wackerschdaa | (Schdaa nasal gesprochen) sind große Natursteine. Kunststeine sind "Backschdaa". |
wansele | wälzen |
Watz | der: Eber. Oder auch ein dicker Kerl. |
Weck | Brötchen. Es gibt "Paarweck", "Wasserweck", "Roseweck", "merwe Weck" (mürbe), "Spitzweck" und "Weckboppe". |
"Sin die Weck schun weg? Ei wer war dann do do?" | |
Weljerholz | |
Wellblech-Ank | Scherzhafter Ausdruck für einen Specknacken. |
Wickelcher | und "Hörncher" sind zwei "Merwes", Gebäck aus Mürbeteig. |
Wingert | der: Weinberg |
Wullewackes | ein mächtig großer Stein. |
Wutz | die: Das Hausschwein. |
Z | |
Zaa-Raffel | lückenhaftes Gebiss |
zabbe | Wein zapfen, ausschenken. |
Zinke | der: eine große Nase |
zobbele | zupfen |
Zoores | ist eigentlich jüdischen Wortstammes und bedeutet Kummer, Ärger. In der Rheingauer Mundart wurde das Wort umgedeutet in Gesindel, "Lumbe-Zoores". |
Zoot | die: Die Spritztülle, der Ausguss, der Gießvorsatz einer Gießkanne. "Daab Zoot" ist eine Benennung für eine Schwerhörige. |
Zucht | nicht etwa Sitte, Zucht und Ordnung, sondern Lärm, Durcheinander und Aufregung. "Was en Zucht!". |
Zudeck | alles, womit man sich zudecken kann. |
Zumbel | die: Die personifizierte Unordnung. Verwandt mit "Schlumbel" und "Schluri". Oder aber ziemlich oft um die Häuser ziehende Person. |
zwerch | oder "zwarch" bedeutet "quer". "De Valldin is mitm Stuußkarrn (Schubkarre) zwarch übber de Klieh-Acker (Klee-Acker) in die gruß Bach gefahrn." |
Quellen: Bernd Strauch, Johanna Strauch und Cäcilia "Cilli" Strieth, denen hiermit recht herzlich gedankt sei sowie Hedwig Witte "Wie uns de Schnawwel steht", Haag Herchen Verlag, Frankfurt am Main.
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